Am 1. September 2024 stand mit der UCI Gran Fondo WM in Aalborg/ Dänemark, der Saisonhöhepunkt für Andreas M. und Paul R. an. Die Qualifikation, um überhaupt bei der WM der Amateure starten zu dürfen (Top 25% Ergebnis in der Altersklasse), schafften Andreas und Paul Anfang Juni beim Franja BTC-City Marathon in Ljubljana.
Die Zeit verging wie im Flug und es stellten sich viele Fragen. War die Vorbereitung um mit den weltbesten Amateuren mithalten zu können gut genug gewesen? Hat die Corona-Erkrankung drei Wochen vor dem Highlight bei Andreas bleibende Spuren hinterlassen? Kann man ohne richtige Straßen-Rennerfahrung auf einem verwinkelten, kupierten Gelände mit „Halbprofis“ mitperformen? Und wenn in der gleichen Unterkunft ein gewisser Mario Cipollini wohnt, der in der gleichen AK von Andreas startet, werden die Zweifel nicht weniger.
Die Stecke (152km mit 1340hm) entpuppte sich bei der Besichtigung als verwinkelte Aneinanderreihung von schmalen Güterwegen, mit scharfen Steinen (die Dänen nennen sie Flintstones) in den Kurven und Kreuzungen, giftigen Wellen die alle mit dem großen Kettenblatt zu bewältigen sein sollten und mit unzähligen Verkehrsinseln in den Dörfern und im Stadtbereich von Aalborg. Optimal für ein großes Feld übermotivierter Teilnehmer, wo am Ende wie immer die Besten gewinnen werden 🥳.
In 13 Startblöcken mit 5 Minuten-Abständen starteten 2560 Fahrer aus 74 Nationen. Das Wetter war perfekt, mild, sonnig und für dänische Verhältnisse nur ein schwacher Wind.
Für Andreas gab es nach ca. 10km die erste Schrecksekunde. Ein Teilnehmer fuhr ihm auf den linken Schuh und bugsierte Andreas bei einem schmalen bergauf Stück vom Rad auf das 15cm tiefer gelegene Bankett mit scharfen Steinen. War das Rennen hier schon beendet? Mit Hilfe eines Adrenalinschubs ging es nach einer Schrecksekunde weiter, der Meute hinterher. Nach ca.1h bildeten sich die ersten Gruppen. Mit viel Einsatz konnte Andreas mit einer kleinen hochmotivierten Gruppe wieder auf die erste große Gruppe aufschließen und es ging Richtung Verpflegungszone bei km 90 wo Tochter Marlies mit 2 Flaschen wartete. Da die Labezone leider in einem Flachstück lag, fuhr die Gruppe ungebremst davon. Bei einem derartig schnellen Rennen ist eine Verpflegungszone in einem Flachstück leider ein Selektionskriterium dem Andreas zum Opfer fiel – Profis haben entweder eine dritte Flasche im Trikot, oder es werden die UCI-Regeln zurechtgebogen. Keine Chance die Gruppe wieder einzuholen, ging die Motivation in den Keller. Alleine auf weiter Flur, vorbei am mittlerweile dritten Rettungswagen der einen Verletzten versorgte, wurde Andreas erst nach 45 Minuten von einer größeren Gruppe eingeholt – in ihr befanden sich auch zwei weitere Österreicher. Fünf km vorm Ziel, die Positionskämpfe in der Gruppe wurden intensiver, war das Rennen fast wieder beendet. Eine Teilnehmerberührung am Hinterbau führte zu einer Akrobatikeinlage: die Kette fiel runter und die Sohlenplatte wurde abradiert! Mit Glück im Unglück gings weiter, die verlorenen Plätze mussten ja wieder aufgeholt werden. Die Flame Rouge wurde passiert, der Puls schnellte nochmals hoch, der Krampf im linken Bein war vergessen. Es ging leicht bergab, optimal für Andreas, Masse läuft bekanntlich 😉 und plötzlich hatte er die erste Position der Gruppe inne. Jetzt noch zwei 90 Grad Kurven und nun rauschten die Sprinter der Gruppe von hinten vorbei. Mit Platz 126 in der AK 55-59, mit einer Zeit von 4:06:20 (37,34 Schnitt) wurde die WM erfolgreich beendet. Paul Rosner hat leider einen Sturz im hart umkämpften Feld. Dieser blieb glücklicherweise ohne nennenswerte Folgen, kostete jedoch viel Zeit. Paul kam nach 4:12 ins Ziel, und belegte damit Platz 248.
Viel gelernt:
- wer bremst (Labe) verliert 😂
- 45min allein ohne Gruppe ist für Körper & Geist hart, für das Ergebnis schlecht
- extrem cooles racing in der Gruppe, jede Sekunde muss man hellwach sein
- Schutzengel werden ver- und gebraucht
- jeder will Weltmeister werden 🥳🥳🥳!
- Ein einzigartig tolles Erlebnis!
Mario Cipollini wurde übrigens Dritter, gewonnen hat der englische AK-Meister Gareth McGuinness in 3:50:13 🍻