„KOTL“. Was auf den ersten Blick aussieht, als wäre die Katze über die Computertastatur gelaufen, bringt in Radfahrerkreisen jedoch die Aufmerksamkeit auf deine Seite! Der KOTL (King of the Lake) ist Europas größtes Einzelzeitfahren für Hobbyfahrer und Amateure. Dabei können sich die Rahmenbedingungen durchaus mit Veranstaltungen für Profis messen: abgesperrte Straßen, perfekte Organisation, Viedeo-Wall, ein Hot-Seat für den Führenden und mit einer Länge von 47,2km eine Distanz, welche länger als so manche bei einer WM für Profis ist. Das Ziel ist klar: So schnell als möglich den Attersee auf diesen magischen 47,2km zu umrunden. Dieses Ziel verfolgten heuer 1400 Starter aus 26 Nationen. Darunter auch bekannte Profis wie beispielsweise die Olympia-Siegerin Anna Kiesenhofer. Gefahren wurde in unterschiedlichsten Kategorien und Formationen. Bei den Mixed-Teams war der RC-Neulengbach mit Sabine Kornelson, Michael Auer, Andreas Müller und Karl Pötzl erstmalig am Start.
Für die Vier war es mehr als ungewohnt, fahren sie doch in der Regel für sich alleine einen Bewerb. Hier jedoch, in der 4er Mannschaft, ist es unabdingbar für den Erfolg, dass unmittelbar hinter dem Vordermann im Windschatten gefahren wird. So wird Kraft gespart. Aber 20cm Abstand erfordern viel Vertrauen in die Mitfahrer, und bei Spitzengeschwindigkeiten von 70km/h erst recht! So wurde in der Vorbereitung viel trainiert, man erwartete für das Rennen viele und harte Intervalle. Aber auch die Formation wurde gemeinsam trainiert. Bei unterschiedlichen Reihenfolgen der Teilnehmer wurde die beste Option hinsichtlich Windschatten herausgearbeitet. Selbst beim Material wurde optimiert. Schließlich spielt der Luftwiederstand eine massgebliche Rolle! Und wir haben ja nichts zu verschenken 😉 In die Taktik haben wir viel investiert: unterschiedlichste Wechselintervalle, Leistungsbereiche und Formationen wurden besprochen, getestet und optimiert. Bis wir schließlich „unser“ Setup gefunden hatten.
Ein Knackpunkt im Mixed-Team ist die Dame: Darf von den Vieren einer ausfallen, so muss die Dame in jedem Fall ins Ziel kommen. Ein Mindestmaß an verbaler Kommunikation überlegten wir uns dazu. Soweit, so gut: Allerdings zeigte die Praxis, dass ein Zuruf zum Vordermann mit einem Aerohelm und permanenten Geschwindigkeiten über 40km/h ebendiesen nicht erreicht. Die Alternative? Nicht abreißen lassen …
Trotz langjähriger Erfahrung konnten wir alle eine gewisse Nervosität nicht leugnen. Aber auch prickelnde Freude: Die Moral war gut, die Motivation auf einem hohen Niveau – aber würde unsere Leistung auch reichen? Unsere Startzeit war 13:26. Bald würden wir es wissen.
Die Stunde der Wahrheit
Nur für wenige ist es wirklich nur eine Stunde
Die Schallmauer für die 47,2km liegt für viele bei 1h. Ist die Strecke in der ersten Hälfte noch flach und lädt zum Bolzen ein, so gesellen sich in der zweiten Hälfte zu höher Atemfrequenz und Puls auch noch Wellen. Teils giftige Wellen. Diese brechen den Rhythmus und attackieren die Moral. Aber die Distanz zum Ziel schwindet, und das wiederum lässt so manche Reserve zum Vorschein kommen. Auch wenn der Wind hier nun ungünstig steht uns entgegen bläst. Wir holen andere Teams ein, was uns zusätzlichen Auftrieb (nein: Vortrieb) gibt. Und immer wieder die Kontrolle, ob auch unsere Formation noch komplett ist! Ein Schild weist auf die letzten zwei Kilometer hin: Letztes Knallgas! Letzter Wechsel- allerletztes Knallgas! Eine letzte 90Grad Kurve: wir nutzten die verfügbare Straßenbreite vollständig aus; absolutes Limit! 200m Zielsprint! Fertig. In jeglicher Hinsicht!
Danke, dass ihr so auf mich aufgepasst habt!
Sabine schwärmt über die drei Gentlemen
Leider gibt es in der Kategorie Mixed-Team keine Altersklassen. Die Teilnehmer des RC-Neulengbach waren hier doch mit Abstand die … erfahrensten. Weniger war dafür der Abstand nach vorne! Mit einer Zeit von 1:08:01 wurde gemeinsam der 6. Platz erkämpft. Ein Team-Erlebnis welches förmlich nach einer Fortsetzung verlangt!
Geiles racing!
Andreas‘ erste Worte nach dem Wiederelangen des Atems