Frage: Wenn du mit dem Fahrrad den Forsthof von Laaben aus 50x in Folge erklimmst, dann hast du
o Dir ein Schnitzel in der Größe Deiner Wahl verdient
o 10.000 Höhenmeter gemacht
o die Strecke sehr genau kennen gelernt
Zutreffendes ankreuzen
Everesting 2019 -Laaben/Forsthof
Der Berg ist nicht genug.
Das Reglement ist einfach: Man nehme ein Strava Segment an einem Anstieg und befahre es sooft hintereinander, dass das Höhenmeterequivalent zum Mt. Everest mit 8.848m erreicht ist. Fertig, einpacken, heimfahren.
Aber wenn ich ehrlich bin: Mein Bezug zum Everest ist ungefähr der selbe wie zum Finanzamt: quasi Null. Außerdem hört sich 10.000 viel besser an Da ich die 8848 bereits im Vorjahr erfolgreich befahren habe, sollten es heuer eben die 10k werden. Soviel vorweg: Die Differenz ist in der Realität wesentlich mehr, als es auf Grund einer einfachen Rechnung, 8884+1152=10000, erscheint. 1152hm können ganz schön viel sein!
Geplant war das Ganze für den 13.4. Ich hatte im Vorfeld starke Zweifel ob der Witterung zu dieser Zeit, später war aber auf Grund der geplanten Renntermine keine Option. So haben wir gemeinsam das Everesting in die Jahresplanung integriert. Basierend auf den Erfahrungen aus dem Vorjahr konnte ich heuer ein paar Variablen eingrenzen: So war die Ernährung 2018 noch ein Experiment, heuer wurde sie bereits optimiert. Ein wesentlicher Unterschied zu 2018 war, dass mir diesmal ein Bus zur Verfügung stand. Mehr Platz, Material und Wäsche fuhren da mit. Und letztere benötigte ich bitter . . .
Geplanter Start war 03:00, effektiv wurde es dann doch 03:22. Als bei der Anfahrt zum Startplatz der Frostwarner im Auto anschlug wusste ich, dass es erfrischend werden würde. Die 2° waren ja bergauf noch zu ertragen – aber in der Abfahrt war es dann doch … arschkalt So musste ich 2x ungeplant zum Bus und meine Adjustierung nachbessern. Damit war es bergab erträglicher, förderte jedoch in der Folge bergauf die Schweißbildung enorm. Zu Mittag, im Rahmen einer (fast) geplanten Pause von 30min, musste ich mich daher trocken legen. Ich war froh, dass ich den RadwäscheSchrank am Vortag geplündert habe!
Schlimmer aber als die gefühlte Temperatur war die effektive Temperatur in der Wasserflasche: Einerseits hatte ich einen Teil der Energiezufuhr im Getränk kalkuliert, andererseits verlangte die vermehrte Schweißbildung auch ein mehr an Nachschub. Ein Teufelskreis in Verbindung mit der untrinkbaren Temperatur der Flüssigkeit! So nahm ich regelmäßig einen kleinen Schluck, wärmte im Mund vor, und schluckte. Das bedingt natürlich, dass man während der VorWärmPhase nur durch die Nase atmen kann! Macht’s auch nicht leichter …
Die Pause nach 8,5h tat zwar gut, im Laufe des Nachmittags sank allerdings die Moral merklich. Erstmals revidierte ich mein Ziel nach unten: Die 8848 würden für einen Eintrag in der Hall-of-Fame auch reichen, oder? Ich rechnete mehrmals meine ZielZeit hoch. Rund halb Sieben für die knapp 9000hm, früher wurde es nicht. Das würde bedeuten, dass für die verbleibenden Höhenmeter ich nochmals in die Dunkelheit komme. Für die Motivation förderlich war diese Vorstellung nicht. Meine Laune hielt sich in Grenzen, und das drückte auch auf das sekundär-Ziel, die 8848. Die Beine wurden schwerer, die Leistung und die TF sanken und die Flüche wurden lauter. Ich strebte eine österreichische Lösung an: „Schau‘n ma mal!“ Ich machte die 10k von meinem Zustand nach den 8848 abhängig.
Zur rechten Zeit, in einer mentalen nicht-hoch-Phase, kamen Marianna und Alex mit einem koffeinhaltigem Heißgetränk! Nicht nur das die warme Flüssigkeit wärmte, war der Besuch ein Motivations-Boost zur rechten Zeit! Hätte nicht passender sein können! Das gab die nötige Energie für das nächste Zwischenziel.
Um 18:30 fand ich mich dann beim Bus mit rund 9000 hm am Garmin ein. Ich gönnte mir ein paar Minuten Pause und griff gaaaanz tief in die Trickkiste der Motivation. Im tiefsten Inneren wollte ich ja die 10k. Ich musste nur das Ziel wieder in den Vordergrund bringen. Lange Rede-kurzer Sinn: Nach ein wenig Hirnwixen (und einem RedBull ) holte ich mir auch die fehlenden Höhenmeter – und hatte sogar ein wenig Spaß daran
Damit war der zweite Eintrag bei Everesting.cc für mich gesichert. Ich freute mich, und ich war ob des Wissens etwas geschafft zu haben auch ein wenig stolz auf mich!
Fazit:
– Es geht! Du musst es nur wollen
– Höhenmeter sind relativ
– Wenn der Kopf auch Leistung bringen soll, dann musst du ihn auch trainieren
Zahlen, Daten, Fakten:
– 267km
– 10.122hm
– 17:30 brutto, 15:10 netto
– 4,8° im Schnitt
– 1 Kaffee
– 2 RedBull
– 10 Schaltvorgänge (vorne)
– 1593 Schaltvorgänge (hinten)
Eintrag auf Strava: https://www.strava.com/activities/2287535364
Everesting Hall-of-Fame: https://everesting.cc/hall-of-fame/#/
Text: Karl Pötzl